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3 Kurzfilme von Mara Mattuschka und Chris Haring

DVD-Neuerscheinung bei INDEX.

Still aus Runnning Sushi. Courtesy of INDEX DVD Edition.

Still aus Runnning Sushi. Courtesy of INDEX DVD Edition.

Still aus Burning Palace. Courtesy of INDEX DVD Edition.

Still aus Burning Palace. Courtesy of INDEX DVD Edition.

Mara Mattuschka: Sein wie Tweety, Öl, 140 x 110 cm. Courtesy of Knoll Galerie Wien.

Mara Mattuschka: Sein wie Tweety, Öl, 140 x 110 cm. Courtesy of KnollGalerieWien.

In Mara Mattuschkas Malerei sehen wir Selbstporträts, deren Körper in steter Verdrehung, als Ausdruck eines inneren Bewegungsdranges zu sehen sind. Ihre Bilder erlauben uns, die Nacktheit ihrer Porträts aus ungewöhnlichen Perspektiven zu betrachten - oder auch: uns selbst zu betrachten. Wir blicken auf die Selbstporträts mit Mattuschkas Augen und werden durch die Blicke aus der Leinwand gebannt. Dieser kompromisslose Blickwechsel lässt uns auch in Mattuschkas Animationen und Kurzfilmen nicht los.

Nun ist eine DVD der Edition INDEX mit drei Kurzfilmen von Mara Mattuschka und Chris Haring erschienen. Part Time Heroes, Running Sushi und Burning Palace sind genrelose Erzählungen. Man kann sie nicht als reine Tanzfilme bezeichnen, obwohl beispielsweise Burning Palace auf dem Tanzstück The Art of Seduction basiert und sie gehören keineswegs zur Avantgarde. Aber Mattuschka sagte in einem Interview: “Mensch und Gegenstand sind schon eine Geschichte”. Sie meint, die Nacktheit und das Requisit charakterisiere den (vor allem weiblichen) Körper und der umgebende Raum sei Teil des Körpers. Die Körperdrehungen, die oft mit Geschwätzigkeit einhergehen, enthalten auch schmerzhafte Ausdrucksmomente. Das unbeholfen Gesprochene vervollständigt den zwanghaft repetierenden, bewegten Körper zu einer einzigen Skulptur. Der umgebende Raum wiederum zwingt die handelnden Figuren in den Bildwelten Mara Mattuschkas in eine skulpturale Metaebene.

Ein Vergleich zu Fancis Bacons Bildern und Triptychonen drängt sich förmlich auf. Der Mund und der Kopf seiner Figuren haben wie in Mattuschkas und Harings Part Time Heroes und Running Sushi eine dominante Rolle. Bacons Köpfe tragen die schmerzverzerrte Mimik nach aussen, während der übrige gequälte Körper den sexuell gewaltbereiten Kampf in einem abstrakt definierten Raum austragen muß. Mattuschka dagegen konzentriert sich durch das wechselnde Spiel der Kameraeinstellungen auf das Gesicht, dessen Mimik das eigentliche Interessante am nackten Körper ist. Der geschlossene Raum löst sich hinter dem Körper in Schatten und Licht auf. Bei Bacon und Mattuschka ist vor allem eine Obsession gemein: Die Darstellung eines Körpers als “die” sinnliche Kraft und nicht als Fläche für stereotype Projektionen.

Der Choreograph Chris Haring und seine Tanzkompanie Liquid Loft entwickeln in den Kurzfilmen Szenen mit Witz und überraschenden Momenten. Ihre Figuren sind voll von leidenschaftlichem Ausdruck menschlicher Sehnsüchte nach Begehren und Begehrtsein. Harings Zusammenarbeit mit Mattuschka verbindet die Konzepte der Live-Perfomance und die des Kinos auf kongeniale Weise. So ist es kein Wunder, dass beide für diese Filme Preise und verdienstvolle Würdigungen entgegen nehmen konnten.

Die drei Kurzfilme, erschienen als DVD-Edition INDEX / DVD 038, werden von einem Bonustrack mit einem Making of Burning Palace und einem 24-seitigen Booklet mit Infos in deutscher und englischer Sprache begleitet.

Die DVD-Edition Index ist ein gemeinsames Projekt von sixpackfilm und Medienwerkstatt Wien. Darin wird die österreichische und internationale Film-, Video und Medienkunstgeschichte vorgestellt.


Bestellung und weitere Infos bei INDEX.

Credits

Abbildungen oben:

  • © Andreas Herok