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Kuckucksei 4. + 5. Bezirk, Samstag 11:30

Eindrücke eines Atelierbesuches im Rahmen eines Atelierrundganges.

Klaus Taschler: Schokolade nimm es auf! Foto: uelrique

Klaus Taschler: Schokolade nimm es auf! Foto: uelrique, aufgenommen im Atelier von Liesl Raff.

Kuckucksei 4.+5. Bezirk, Samstag 11:30 in der Pilgramgasse 24. Die erste Wohnung/Atelier einer Künstlerin die ich besuchen möchte, um dort Arbeiten eines anderen Künstlers anzusehen. Lucas Cuturi und Johanna Reiner haben dieses Projekt initiiert und kuratiert, bei welchem per Losentscheid jedem der zwanzig teilnehmenden KünstlerInnen die Wohnung oder das Atelier eines anderen zugeteilt wurde, um dort Arbeiten zu schaffen und zu zeigen, die jeweils auf den Kontext des Gastgebers eingehen.
Neugierig nehme ich den Lift in den 3. Stock zu besagter Wohnung. Ich klopfe mehrmals, doch niemand macht auf. Hm, 11:30 scheint doch zu früh zu sein. Egal, gleich ums Eck in der Rüdigergasse wartet sicher schon jemand auf erste Besucher. Ja, leider nur nicht in der Rüdigergasse 22, und nicht gerade jetzt. Keine Reaktion auf mein Läuten. Na gut, nächste Station, Große Neugasse 18. Liesl Raff, die hier wohnt, öffnet mir freundlich die Tür, ich bin die erste Besucherin heute sagt sie. Sie führt mich in ihre Wohnung, und zeigt mir in ihrem Wohnzimmer die Arbeit von Klaus Taschler – ein Video, dass verschiedene Leute beim Eis essen zeigt. Ich nehme vor dem kleinen Monitor Platz, der vor einer aufgestapelten Bücherwand steht, und sehe mir die einzelnen Sequenzen an. Während die Eisesser sich unbekümmert  glücklich der Eisvernichtung zuwenden, sind im Hintergrund zwei Stimmen zu hören, die ständig wiederholend „Pistazie genieße“, „Vanille sei du selbst“ oder „Schokolade nimm es auf!“ fordern, je nach einverleibter Sorte. Eissortenfarbenmäßig abgestimmt auch die Kleidung der Esser. Erst nach einigen Minuten fällt mir auf, dass das Video in diesem Wohnzimmer aufgenommen wurde. Vanille machte es sich auf dem Sofa gemütlich, Mango auf dem orangen Sessel auf dem ich gerade sitze, Schoko einfach am Boden. Interessant die Eissortenstereotypen-botschaft.
Kuckucksei bietet eine ungewöhnliche Sicht auf die junge Wiener Kunstszene, die auch private Einblicke in den Alltag der KünstlerInnen zulässt, und die Vernetzung untereinander (viele kannten sich davor nicht) und zu neuem Publikum fördert. Eine Chance die hoffentlich zahlreich genutzt wird. Meine Empfehlung daher für alle, die gerne neue Leute kennenlernen und sich für junge Kunst interessieren: Eine Kugel Schokoeis holen, und „nehmt es auf!“.

Credits

Abbildungen oben:

  • © Andreas Herok