Natur, die uns atmet
Natur, die uns atmet – Ein Dialog zwischen Mensch und Umwelt
Am 5. April 2025 fand in der Galerie Stiegenwirt die Eröffnung der Ausstellung Natur, die uns atmet statt – ein Ereignis, das den Auftakt zum neuen Ausstellungsjahr markiert und zugleich den Einzug in eine vergrößerte Ausstellungsfläche feiert. Kunstinteressierte Besucherinnen und Besucher – darunter zahlreiche Künstlerinnen und Künstler – kamen zusammen, um einen facettenreichen Dialog über die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu erleben.
Ein Thema, das bewegt
Die Ausstellung Natur, die uns atmet widmet sich der komplexen und oft widersprüchlichen Beziehung zwischen Mensch und Natur. Dabei wird deutlich: Je mehr der Mensch versucht, die Natur begreifbar zu machen, desto unverständlicher scheint sie zu werden. Diese Erkenntnis veranschaulicht auch der berühmte französische Dichter Charles Baudelaire, der einst schrieb: „Die Natur ist ein Tempel, in dem lebendige Säulen bisweilen undeutliche Worte sprechen.“ Dieses Bild spiegelt die Ambivalenz wider – die Natur bleibt trotz (oder gerade wegen) unseres intensiven Versuchs, sie zu verstehen, ein ungelöstes Rätsel. Wir idealisieren und romantisieren sie, während wir gleichzeitig durch unseren Eingriff in ihre Prozesse sie verändern und zerstören. Die Ausstellung hinterfragt daher den vermeintlichen Dualismus: Besteht wirklich eine klare Trennung zwischen Mensch und Natur, oder sind beide auf untrennbare Weise miteinander verwoben – als Teil eines größeren Ganzen?
Künstlerische Annäherung an die Natur
Die Werke der Ausstellung beleuchten diese Thematik aus unterschiedlichsten Blickwinkeln. Im Fokus stehen neun Kunstschaffende, deren Ansätze von konkreter Beobachtung bis hin zu abstrakter Reflexion reichen:
Simone Göstl erforscht, in welchen Formen Vegetation vom Menschen akzeptiert wird, und lässt so die Vielschichtigkeit unserer Wahrnehmung natürlicher Elemente erahnen.
Saskia Lassmann eröffnet mit ihren bestickten Textilien Räume der Assoziation und Reflexion, die neue Gedanken zur Ordnung und zum Chaos in der Natur anregen.
Dora Mai thematisiert in ihrer Serie „cultivated assets“ das Machtverhältnis zwischen Mensch und Tier – ein oft ungleiches Verhältnis, das in ihrer Arbeit unromantisch und zugleich kritisch beleuchtet wird.
Susanne Schober hinterfragt analytisch den systematischen Einsatz von Technik zur Naturbeherrschung und zeigt, wie diese Eingriffe das menschliche Selbst erweitern können.
Christiane Spatt eröffnet mit ihrer Fotoserie „BLEIBEN“ Einblicke in die Mechanismen der Wahrnehmung und die Konstruktion von Naturbildern.
Kurt Spitaler untersucht, verarbeitet und verbindet natürliche Materialien in seinen Skulpturen, die die Grenze zwischen Innen und Außen erahnen lassen.
Gisela Steiger-Semerad visualisiert den Menschen als integralen Bestandteil einer Wildnis – ein Wesen, das zugleich aufgesogen und verzehrt wird, mit all seinen Zweifeln und Sehnsüchten.
Anita Steinwidder haucht in ihrer Serie „TROPHIES“ Fundstücken und Tierpräparaten neues Leben ein, sodass sie zu Geschichtenerzählern werden.
Christa Zeitlhofer dekonstruiert in ihren Keramiken ein uraltes Symbol der Natur und interpretiert es neu, was die permanente Spannung zwischen Tradition und zeitgenössischer Kunst verdeutlicht.
Kunst als Werkzeug der Bewusstseinsbildung
Die Ausstellung zeigt, dass Kunst weit mehr ist als ästhetische Gestaltung – sie ist ein Medium, das zum kritischen Hinterfragen unseres Umgangs mit natürlichen Ressourcen anregt. Gerade in Zeiten, in denen Prognosen besagen, dass Städte wie Venedig bis 2150 dauerhaft unter Wasser stehen könnten – eine ironische „Landnahme“ der Natur, zu der auch wir Menschen maßgeblich beitragen – wird deutlich, wie zentral ein bewusstes, verantwortungsvolles Handeln ist. Wir befinden uns in einem langsamen, aber stetigen Prozess, in dem wir uns aus dem von uns selbst geschaffenen Paradies vertreiben. Ohne theologische Überhöhung zu betreiben, stellt sich die Frage: Was ist unser Sündenfall? Vielleicht liegt die Antwort in der Art und Weise, wie wir die Natur formen, nutzen – oder eben nicht respektieren.
Ein neuer Blick auf unsere Umwelt
Die Ausstellung Natur, die uns atmet ist mehr als eine Sammlung künstlerischer Werke – sie ist ein Aufruf, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Indem sie uns die vielschichtige Beziehung zwischen Mensch und Natur vor Augen führt, möchte sie uns dazu inspirieren, unser eigenes Handeln und den Einfluss, den wir auf unsere Umwelt ausüben, kritisch zu reflektieren.
Ausstellungseröffnung
5. April 2025, 18 Uhr
Ausstellungsdauer
6. April bis 13.4.2025
Ausstellungsort
Galerie Stiegenwirt
Abt-Karl-Straße 205
2041 Wullersdorf
Weblink: Informationen über NATUR, DIE UNS ATMET
#naturdieunsatmet
Credits
Abbildungen oben:
© Andreas Herok