VIENNALE 2013: Programmvorschau
Hans Hurch stellt die Highlights seines Filmprogramms vor:
Es treten im Spielfilmprogramm verstärkt deutschsprachige Filme auf, die sich nicht nur der Literaturverfilmung verschrieben haben. Klaus Lemkes neuer Film Kein großes Ding präsentiert sich in Wien als Weltpremiere.
Wie im Vorjahr schenkt der Festivalleiter, der seine Funktion seit 1997 ausübt, dem amerikanischen Indy film besonderen Augenmerk. Im Programm aufgenommen wurden Computer Chess (USA, 2013) von Andrew Bujalski und Soft in the head (USA, 2012) von Nathan Silver.
Dokumentationsfilme sind nach wie vor beim Publikum ein beliebtes Genre. Darunter findet man beispielsweise Le dernier des injustes (F/A, 2013) von Claude Lanzmann (“Shoa”), der die ungewöhnliche und schillernde Lebensgeschichte des Benjamin Murmelstein (1905-1989, Rom) nachzeichnet. Der österreichische Rabbiner wurde in Theresienstadt als “Judenältester” von den Nazis bestimmt. Lanzmann verwendet dazu Interviewmaterial, die seine Begegnung mit Murmelstein in Rom dokumentieren.
Eine weitere Empfehlung trifft auf Penny Lanes (!) Our Nixon (USA, 2013) zu. Diese ungewöhnliche Doku setzt sich ausschließlich aus Super-8 Rollen zusammen, die Richard Nixon zeigen. Der Film zeigt kommentarlos das groteske Bild des gescheiterten amerikanischen Präsidenten.
Auch diesmal steht das filmische Werk eines Regiesseurs im Mittelpunkt. Der Schwerpunkt liegt auf das Schaffen des Spaniers Gonzalo García Pelayo (geb. 1947, Seville). Der Regisseur und ehemaliger Roulettespieler präsentiert nach einer 30-jährigen Schaffenspause dem Wiener Publikum Allegrías de Cádiz als Weltpremiere!
Wilde Ethographie (kuratiert von Nada Torucar) und Asian Delight (kuratiert von Andreas Ungeböck und Leo Moser) sind Programme, die unterschiedlicher nicht sein können. Ersteres widmet sich dem Harvard “Sensory Ethnography Lab”, zweiteres führt asiatische 3-D Filme vor, die die neue Aufnahmetechnik weitaus unbefangener und verspielter einsetzen als das westliche Mainstream-Kino es je tat.
...aber am nächsten Morgen zeigt die Serials in einem Stück Tih-Minh (1918) von Lois Feuillade (1873-1925) und Out 1 : Noli me tangere (1971) von Jacques Rivette (1928).
Die große Retrospektive des Österreichischen Filmmuseums ist heuer Jerry Lewis (geb. 1926, New Jersey) gewidmet. Mit diesem Programm erfüllt sich der Festivalleiter Hans Hurch einen langgehegten Wunsch. Eine Teilung der Publikumsmeinung hinsichtlich des Unterhaltungswertes des Komödianten wird erwartet. Die Retro wird durch eine Auswahl aus Lewis Fernseharbeiten und einer Dokumentation ergänzt. Dazu begleitend, erscheint ein deutschsprachiger Katalog.
Credits
Abbildungen oben:
© Andreas Herok